Zu den wichtigsten Startup-Branchen in Deutschland gehört zweifellos die Finanztechnologie. Die damit beschäftigten Unternehmen, Fintechs genannt, erhalten rund ein Viertel der Gesamtbeträge, die Investoren in Deutschland in Startups stecken. Das ergab eine Studie von comdirect und main Incubator. Entsprechend üppig fallen oft einzelne Finanzierungsrunden aus. Die zehn größten im Jahr 2020 haben wir hier zusammengestellt.
Auxmoney -150 Millionen Euro
Den mit Abstand größten Deal abschließen konnte im September auxmoney. 150 Millionen Euro gab es von dem US-Investor Centerbridge, der damit 61 % an dem 2007 gegründeten Düsseldorfer Unternehmen hält. auxmoney ist der führende deutsche Online-Marktplatz für Kredite. Private und institutionelle Anleger investieren in vorab überprüfte Kreditnehmer und profitieren von attraktiven, den Risiken angepassten Renditen.
N26 – 91 Millionen Euro
Dauergast in allen Fintech-Ranglisten ist die mobile Bank N26 aus Berlin. Auch 2020 bildete da keine Ausnahme. Im Mai erhielt das 2013 gegründete Startup 91 Millionen Euro (manche Quellen sprechen von 92 Millionen) als Teil einer Series-D-Finanzierungsrunde, die sich insgesamt auf auf rund 520 Millionen Euro beziffert. Insgesamt erhielt N26 bereits annähernd 740 Millionen Euro von Investoren wie Insight Venture Partners, GIC, Tencent, Allianz X, Valar Ventures, Li Ka-Shings Horizons Ventures, Earlybird Venture Capital, Mitgliedern des Zalando-Vorstands und einigen mehr. N26 ist damit eines der am höchsten bewerteten Fintechs in Europa.
Trade Republic – 62 Millionen Euro
Noch relativ neu am Markt ist Trade Republic. Bereits 2015 in Berlin gegründet, ging die App für den provisionsfreien Handel mit Aktien, ETFs und Derivaten Anfang 2019 an den Start. Bereits im Juli des selben Jahres flossen 10 Millionen Euro in die Kasse des Fintechs. Im April 2020 schlugen Investoren dann richtig zu: 62 Millionen Euro kamen von unter anderem Accel Partners und Peter Thiels Founders Fund sowie den Berliner VCs Creandum und Project A. Das Geld floss in die Expansion des Unternehmens und in den Rückkauf von Anteilen einiger Altgesellschafter.
Solarisbank – 60 Millionen Euro
Die Solarisbank mit Sitz in Berlin ist ein Startup für Starups. Sie verfügt über eine für viele Finanzdienstleistungsangebote erforderliche Banklizenz, die anderen Fintechs häufig fehlt. Mit Banking-as-a-Service konnte die Solarisbank seit 2017 ihre Umsätze jährlich verdoppeln und inzwischen mehr als 160 Millionen in mehreren Finanzierungsrunden einsammeln. Im Juni 2020 stand die bisher größte Investmentsumme zu Buche. Angeführt hat die 60-Millionen-Euro-Runde HV Holtzbrinck Ventures, dazu kommen die neuen Investoren Vulcan Capital, Samsung Catalyst Fund und Storm Ventures. Rund die Hälfte der Finanzierung stammt von bestehenden Investoren, federführend von yabeo und unterstützt durch BBVA, SBI Group, ABN AMRO Ventures, Global Brain, Hegus und Lakestar.
Scalable – 50 Millionen Euro
Scalable Capital ist Deutschlands führender Robo-Advisor, also ein Fintech, bei dem Algorithmen die Vermögensverwaltung übernehmen. Im Juli verkündete das Münchener Unternehmen eine Series-D-Finanzierungsrunde in Höhe von 50 Millionen Euro. Die Bestandsinvestoren Blackrock, HV Holtzbrinck Ventures und Tengelmann Ventures trugen knapp 23 Millionen dazu bei. Der Rest kam von einem neuen Investor, der zunächst ungenannt bleiben wollte. Später stellte sich heraus, dass die britische Beteiligungsgesellschaft Hedosophia dahintersteckte, die schon in N26 investiert hat. Auch der US-Milliardär und kurzzeitige Präsidentschaftskandidat Michael Bloomberg ist bei Hedosophia involviert.
Solactive – 50 Millonen
Den letzten Paukenschlag des Jahres setzte im Dezember Solactive. Das 2007 von Steffen Scheuble gegründete Frankfurter Unternehmen ist eines der ältesten Fintechs Deutschlands. Es entwickelt und vermarktet Börsenindizes für mehr als 400 Kunden, darunter Investmentbanken, ETF-Anbieter und Hedgefonds. Indexbasierte Anlageformen erfreuen sich steigender Beliebtheit, was der Entwicklung von Solactive zugutekommt. Der amerikanischen Investmentfirma Summit Partners war das 50 Millionen Euro wert.
Penta – 22,5 Millionen Euro
Penta ist eine digitale Plattform für Geschäftskonten. Unternehmen können innerhalb von Minuten ein solches Konto beantragen und erhalten eine deutsche IBAN, Debitkarten für das Spesenmanagement und andere Finanzdienstleistungen. 2020 erhielt das Berliner Fintech in zwei Tranchen im März und im Juli im Rahmen einer Series-B-Runde insgsamt etwas mehr als 22,5 Millionen Euro. Die Liste der Investoren umfasst HV Holtzbrinck Ventures und finleap, die sich schon zuvor eingebracht hatten, und Neueinsteiger wie RTP Global, ABN Amro Ventures und VR-Ventures, sowie S7V, Presight Capital und zwei Family Offices bei der zweiten Welle.
Taxdoo – 17 Millionen Euro
Seine erste wirkliche große Finanzierungsrunde konnte Anfang Dezember Taxdoo aus Hamburg verkünden. 2016 gegründet, lag der Fokus des Fintechs auf der Automatisierung der Umsatzsteuer-Abwicklung für Onlinehändler. Inzwischen hat Taxdoo sein Angebot um weitere Services rund um die Buchhaltung ausgebaut. Damit überzeugte das Startup Accep Partners als Hauptinvestor sowie Visionaries Club, 20VC und erneut den High-Tech Gründerfonds, der bereits Ende 2017 eingestiegen war.
Bitwala – 15 Millionen Euro
Kryptowährungen wie Bitcoin erlebten nach einigem Auf und Ab zuletzt wieder einen Boom. Gut für Bitwala, das ein Konto anbietet, welches ein reguläres Bankkonto, Krypto-Wallets und den Handel von Bitcoin und Ethereum vereint. Klassische 15 Millionen Euro gab es dafür im November vom Bestandsinvestor Earlybird, Coparion, Global Brain und anderen. Das Geld dürfte nicht zuletzt in die Verstärkung es Teams fließen. Bereits im September verkündete das 2015 in Berlin gegründete Bitwala, sein Management zu verstärken, um dem Kundenansturm gerecht zu werden.
Vivid Money – 15 Millionen Euro
2019 in Berlin gegründet, launchte Vivid Money im Sommer 2020 seine App, um Smartphone-Banken wie N26 Konkurrenz zu machen. Die Finanzplattform vereint alle täglichen Bedürfnisse rund um das Thema Geld, egal ob Banking, Sparen oder Investieren. Im November folgte bereits eine Series-A-Finanzierungsrunde über 15 Millionen Euro, angeführt von Ribbit Capital, einer Risikokapitalgesellschaft aus dem Silicon Valley, die auf Fintechs fokussiert ist.
In unserer Reihe „x der Zukunft“ beschäftigen wir uns redaktionell mit verschiedenen Themen und Branchen. Dieser Beitrag ist Teil der redaktionellen Reihe „FinTech der Zukunft“, welche in Verbindung mit verschiedenen Event-Formaten an mehreren Standorten unter dem Titel „FinChange“ in 2021 stattfinden wird. Kooperationspartner ist Hamburg Invest. Die Redaktion obliegt german.innovation.
Beitragsbild: Stefan Groenveld
0 Kommentare